Das Dorf St. Johannis

Straßen und Plätze


Der folgende Text erschien im Dezember 1980 in der Stadtteilzeitung "Blickpunkt St. Johannis" des SPD-Ortsvereins St. Johannis. Mitglieder des damaligen Seniorenclub St. Johannis schrieben damals ihre Erinnerungen auf und beschrieben das dörfliche Leben in ihrer Kinder - und Jugendzeit ungefähr in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg und in den 20er  und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die Situation hat sich wohl erst nach den 50er Jahren grundlegend geändert.


Luftbild aus dem Jahr 1930  - mit Klick vergrößern
Luftbild aus dem Jahr 1930 - mit Klick vergrößern

 

Vorbemerkung: In St. Johannis gab es in jenen Zeiten keine Straßennamen, diese wurden erst in den 60er-Jahren eingeführt (> s. Straßen und Namen).

 

Treffpunkt für Jung und Alt war der "Dorfplatz" (im 3. Reich Hindenburgplatz und heute Altentrebgastplatz genannt). Im Nordosten wurde dieser Platz begrenzt von der Pfarrgartenmauer, der Schmiedsscheune (Grimm und dem Kernshaus, in dem sich eine Verkaufsstelle des Konsumvereins befand (wurde 1945 kriegszerstört). Im Osten war das Anwesen des Büttners Joh. Strömsdörfer und im Süden der kleine Tante-Emma-Laden Kroher, die Pfarrscheune, das Anwesen Dunker und das Spritzenhaus. Im östlichen Drittel des Dorfplatzes war der Dorfweiher, der auch als Feuerlöschweiher diente. Er war mit einem meterhohen Staketenzaun mit zwei Türchen eingefriedet. Einige Steintreppen führten hinab zum Wasser, dort wuschen die Hausfrauen ihre Buntwäsche. Zwischen der Dorflinde und dem Dorfweiher stand ein Holzmast zur Trocknung der Feuerwehrschläuche.

 

Der Dorfplatz war für die Kinder der Treffpunkt für ihre harmlosen Spiele. Davon seien nur einige genannt: Beim Einschieben mit Schussern (in Bayreuther Mundart "Märbel") versuchten die Spieler möglichst viele der ausgemachten Anzahl Schusser in ein ca. 2 - 3 Meter entferntes flaches Loch zu bringen. Weitere beliebte Spiele waren Suckelsautreiben, Bär-Raus, Battscheck, Tanzbärtreiben (mit dem Kreisel) und "Fangalas".

 

Der heutige Varellweg hieß damals schlicht und einfach "das Dorf". Vom Altentrebgastplatz bis zum Zellershäusla ziemlich steil ansteigend, war er für Schlitten- und Schlittschuhfahren bestens geeignet, Natürlich war dann diese Straßenglätte ein Ärgernis für die Hausfrauen, wenn sie zum Einkaufen oder Wasserholen (mit der Bütte) gehen mußten. Aber auch der "Backstaberg", die heutige Eremitagestraße, war für den Wintersport bestens geeignet.

 

Der heutige Sandnerweg, benannt nach dem früheren Schulrat Sandner, war früher die "Wärtsgaß", weil sie an der Wirtschaft Angerer vorbei führte.

 

Die Imhofstraße hieß früher im Kanzer Volksmund die "Flederwischgass" oder auch "Leichweg" (Weg zum Friedhof!). Über die Bezeichnung Flederwischgass' (Flederwisch = Flügel der Gans oder Ente), führen die Deutungen zu verschiedenen Meinungen. Gassen, Gässla genannt, gab es genügend, so zum Beispiel: das "Willsgässla" mit dem Gässlasbrunnen, das "Thurnsgässla", das "Schulgässla" (vom Haus Holländer zur alten Schule).

 

Die "Schlossgass" führte vom "Dorfplatz" bis zur Brücke über den Roten Main und wurde in der Verlängerung dann die "Pfaffengasse" genannt. Heute bilden die beiden letztgenannten Gassen die "Steinachstraße". In der St. Johanniser Flur gab es einen "Bayreuther Weg" über den "Katzenbuckel" (kürzester Weg in die Stadt und reiner Ernteweg). Der Weg über die "Röth" zur Stadt (Verbindungsweg ab Kriegerdenkmal zur Königsallee, heute Ziegelleite genannt und bis zur neuen Schule als Straße ausgebaut) und die "Ochsenhut" als schmale Verbindungsstraße nach Eremitenhof und Seulbitz, seien hier nur erwähnt.